Waldbrände in Portugal & wie Ziegen sie verhindern sollen
Grau, trocken, gespenstisch!
Wir halten kurz an. Erst jetzt bemerken wir, wie karg das Land um uns herum aussieht. Grau, trocken, gespenstisch. Lediglich der Himmel erstrahlt im schönsten Blau. Überall liegen die toten Kiefern gestapelt herum, wiederum andere scheinen auf ihre erlösende Abholzung zu warten. Einige mickrige Kienäppel hängen noch an den verkohlten Ästen. Leerstehende Häuser, kilometerweit keine Menschenseele.
Ich nehme mein Handy und mache mich auf die Suche nach „Waldbrände Portugal“. 84.000 Ergebnisse. Die oben angezeigten Bilder sprechen eine klare Sprache. Auch die Headlines der verschiedenen Nachrichtenportale verheißen nichts Gutes.
2017: Portugals Katastrophensommer
Im Jahr 2017 wurde Portugal von den bis dato schlimmsten Waldbränden heimgesucht. Viele Tote, Verletzte und Obdachlose hat sich diese Naturkatastrophe als negativen Tribut eingeheimst. Ich lese weiter. Möchte gerne genau wissen, ob auch der Distrikt Coimbra eben unter diesen Bränden zu leiden hatte. Mir ist die Antwort schon fast klar. Es hätte aber auch durchaus einen anderen Grund für dieses Ödland geben können. Dem war leider nicht so.
121 Tote und eine halbe Million Hektar abgebrannter Wald waren die Bilanz des Katastrophensommers 2017.* Wahnsinnige Zahlen. Vor allem in den schwach besiedelten Regionen Portugals kann sich solch ein Feuer ungehindert ausbreiten und seiner Kraft freien Lauf lassen.
Durch die Landflucht wurden und werden viele Ackerflächen, Wiesen und Wälder nicht mehr bewirtschaftet. Wenn doch, wurden hier und anderswo Eukalyptusbäume angepflanzt. Nachhaltig, wirtschaftlich, aber vor allem sehr leicht entflammbar.
Ebenso wucherten die Kieferwälder ungehindert vor sich hin. In genau solch einem Kiefernwald, besser gesagt, dem letzten krüppeligem Rest eines solchen Wäldchens, stehen wir nun. Als Naturliebhaber schmerzt einem das kleine Herzchen doch recht stark, wenn man sieht wie die ganzen Bäume und Sträucher verendet sind. An die Tiere, die sich nicht retten konnten, möchte ich gar nicht erst denken.
Ich lese weiter und stoße plötzlich auf einen Artikel, der sich mit Ziegen beschäftigt. Ja, im Zusammenhang mit den Waldbränden. „Komische Konstellation“, dachte ich mir.
"Ich bin so satt, ich mag kein Blatt. Mäh!"
Anders als die hinterhältige Ziege aus Grimms Märchen „Tischlein deck dich“, werden sich die possierlichen Tierchen im Pilotprojekt zur Waldbekämpfung ebenfalls ordentlich satt fressen, es dem Ziegenhirten aber mit einem liebevollem „Määäh!“ auch „danken“.
Der traditionelle Wirtschaftszweig des Ziegenhirten ist vor allem in Portugal nahezu ausgestorben. Durch die Waldbrände tun sich hier aber ganz neue Arbeitsbereiche für die Ziegen und deren Hirten auf.
„Ziegen sind robuste Tiere, können auch in Höhenlagen eingesetzt werden. Ziegen essen Unterholz, sie können den Wald säubern. Außerdem kann man sie noch für andere Zwecke nutzen: Mit ihrer Milch kann man Ziegenkäse machen oder das Fleisch für Zicklein-Braten verkaufen.“*
Der Staat bietet eine finanzielle Unterstützung für Ziegenhirten, möchte somit natürliche Feuerbarrieren schaffen und die Säuberung der Wälder vorantreiben. Dadurch werden die leicht entflammbaren Unterhölzer oder auch Büsche / Sträucher abgefressen und eine Entstehung bzw. eine Ausbreitung des Feuers wird erschwert. Klasse Sache!
Während unserer Tour haben wir mit einem in Portugal lebenden Deutschen gesprochen und in der Bevölkerung geht das Gerücht umher, dass Regierung und auch Wirtschaftsunternehmen Waldbrände systematisch legen, um so Bauland schaffen zu können. Angeblich sollen nämlich Bereiche, die so nicht als Baugrundstück deklariert sind, nach einem Brand, die benötigte Zulassung erhalten und entsprechend bebaubar sein. Wenn das stimmen sollte, ist das ein echt abgefuckted Spiel – Verrückt!
Daher drücken wir die Daumen, dass diese schrecklichen Waldbrände miese Launen der Natur sind und das eine Bewirtschaftung durch Ziegen dem Ganzen etwas Linderung bzw. Eindämmung bringen wird.
Die Kraft der Natur
Schön zu sehen war allerdings auch wie stark die Natur ist und sich von solch katastrophalen Umständen wieder erholen kann. Natürlich braucht sie ihre Zeit, aber es machte uns umso glücklicher, als wir immer mal wieder neue Kiefersprösslinge, grüne Sträucher und Büsche, aber auch umherflitzende Echsen und fröhlich zwitschernde Vögel beobachten konnten.
Die Region Coimbra bis hin zum Praia do Palheirao hat ganz schön unter den wütenden Waldbränden leiden müssen, erholt sich aber kontinuierlich. Wir sind gespannt wie das Projekt der „Ziegenbrandbekämpfer“ weitergehen wird. Die Zeit am Praia do Palheirao war wunderbar. Kilometerlange, breite Strände. Vereinzelte Fischer, die gechillt auf das Meer schauen bis sich die ausgeworfene Angel bewegt. Absolute Ruhe. Pure Entspannung.
Wir freuen uns auf den nächsten Besuch ♡