Guter Camper, böser Camper: 7 Benimmregeln!
Seit September 2018 sind wir jedes Jahr mehrere Wochen mit unserem Campervan unterwegs. Dabei konnten wir die negative Entwicklung vor, während und zum Teil auch „nach“ der Corona-Pandemie mitverfolgen. Anfangs haben wir die Auswirkungen der steigenden Anzahl an Campern gar nicht so wahrgenommen, rückblickend wird uns aber so Einiges klar.
Kurz vorweg: Das Titelbild spiegelt keinen Unrat von rücksichtslosen Campingfreunden wieder, sondern einen von unzähligen Müllhaufen in Albanien – direkt am Meer, von Einwohnern entsorgt!
Arschpapiergirlanden zieren Sträucher & Büsche
Wie eingangs geschrieben, sind wir 2018 das erste Mal mit unserem T3 Bulli für mehrere Wochen losgezogen. Damals ging es über Amsterdam, Paris und Ile de Re rüber nach Italien und Österreich zurück. Wenn wir an diese Zeit denken, können wir uns nur an wenige negative Schlagzeilen bezüglich des Campings, vor allem im Bereich des Frei Stehens und Wild Campens, erinnern. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, weil wir uns zu dieser Zeit noch nicht so intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben, wie jetzt!
Mittlerweile häufen sich Schlagzeilen über ignorante Camper, die Parkplätze verwüsten, Toilettenhäuschen beschädigen oder Feuer an den dafür ungeeignetsten Stellen entfachen. Auch unzählige Arschpapiergirlanden, die fröhlich hängend an Sträuchern und Büschen vor sich hin flattern, sind aus der hiesigen Vegetation nicht mehr wegzudenken. Von dem ganzen Unrat, der an Stränden zu finden ist, möchte ich gar nicht erst anfangen. (Auch wenn hier ein großer Teil von den Plastik vermüllten Meeren angespült werden wird.)
Die Ignoranz dieser Menschen ist nicht in Worte zu fassen. Und dabei kann es mit etwas Rücksicht und Grips so einfach sein, der Natur nicht zur Last zu fallen und auch den Mitmenschen gegenüber respektvoll zu agieren. Und natürlich sind hier nicht nur die Vanlife-Freunde anzusprechen, die sich nicht zu benehmen wissen, sondern auch viele Locals und Tagestouristen tragen einen großen Teil zur Verschmutzung, und dadurch auch zu Verschärfungen in der Gesetzgebung, bei.
7 simple Regeln, die das Miteinander vereinfachen und der Natur den entsprechenden Respekt zollen
Als Vorlage für diesen Artikel haben wir uns die Kampagne von Vanlust.de #CampierenMitManieren genommen. Marcus (@lifeofbalu) und sein Team haben sich einer großen Aufgabe verschrieben:
Unsere Mission ist es, Persönlichkeiten auf dem Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit in ihrem Leben zu stärken, Probleme aufzuzeigen, ihnen konstruktive Kritik und Lösungsansätze anzubieten und dadurch GEMEINSAM die gesamte Camping/Vanlife-Sezene nachhaltig und positiv zu beeinflussen.
Mit Vanlust als Plattform bieten wir dir eine Basis als Orientierung auf deinem persönlichen Weg hinzu Achtsamkeit, Bewusstsein und Nachhaltigkeit.
Dann starten wir mit den 7 Benimmregeln, die wirklich nicht schwer umzusetzen sind. Sollten doch ein paar Verhaltensempfehlungen dabei sein, die Dich im Campingalltag stark einschränken, versuche sie zumindest Stück für Stück umzusetzen. Niemand ist perfekt.
Auch wir haben uns, zu Beginn unserer Reiseleidenschaft mit unserem Bulli, nicht über alle Regeln Gedanken gemacht. Seitdem wir uns aber mehr mit dem Thema Natur- und Klimaschutz, persönlicher Weiterentwicklung und dem Vanlife im Allgemeinen beschäftigen, können wir über unsere Vergangenheits-Juli und unseren Vergangenheits-Carsten nur den Kopf schütteln.
Merkst Du allerdings direkt, dass Du keinen Bock hast Dich in Deinem Campingverhalten zu ändern oder Dich entsprechend zu benehmen… Tu’ uns bitte Allen den Gefallen und suche Dir eine andere Art des Reisens!
Campe & Parke nur da, wo es erlaubt ist.
Wir lieben es frei zu stehen. Wir lieben es im Einklang mit der Natur zu sein und uns nicht in kleine Parzellen auf dem Campingplatz quetschen zu müssen.
Dennoch achten wir beim Wild Camping darauf, wo wir stehen können und wo es absolut zu vermeiden gilt. Naturschutzgebiete, Naturreservoirs, Nationalparks und Landschaftsschutzgebiete, Wildschutz sowie Wasserschutzgebiete sollten dringend gemieden werden, wenn keine ausgewiesenen Parkmöglichkeiten ausgeschildert sind. Ansonsten ist hier das Campen in so ziemlich allen Ländern strengstens verboten! Auch die Umgebung von Wiesen und Feldern solltest Du vor dem Befahren einmal gut beobachten. Es kann passieren, dass Du am nächsten Morgen aufwachst, weil Du von Kuhglocken geweckt wirst oder Dich ein verärgerter Bauer unsanft aus dem Schlaf klopft. Informiere Dich, wenn möglich, über den Besitzer und frage vorab um Erlaubnis, ob Du z. B. auf der Kuhweide stehen darfst – Hat für uns in Österreich ganz hervorragend geklappt. 🙂
Beachte auch Schilder und Warnhinweise – Sie stehen nicht zum Spaß herum. Respektiere die Gegebenheiten vor Ort und die Regeln des jeweiligen Landes.
Verlasse Orte sauberer, als Du sie vorgefunden hast. | Respektiere die Natur und lebe im Einklang mit ihr.
Wenn Du bei Freunden zu Gast bist, wirst Du (vermutlich) Deinen Unrat nicht willkürlich in der Wohnung herumliegen lassen, gehst ordentlich mit den Möbelstücken um oder respektierst im Allgemeinen die Gepflogenheiten Deiner Gastgeber.
Genau dieses rücksichtsvolle Verhalten solltest Du auch in der Natur an den Tag legen. Wenn Du an einen Ort kommst und bereits Müllhaufen oder auch nur einzelne Verunreinigungen vorfindest, schnapp Dir eine Mülltüte * (am besten auch Handschuhe *) und gehe einfach mal für ein paar Minuten auf Wanderschaft. Du wirst erstaunt sein, wie schnell Dein Müllbeutel voll ist.
Reiße keine Blümchen heraus, knicke keine Zweige ab, rupfe keine Gräser, um sie als Deko in Deinem Van zu platzieren – egal wie schön es vielleicht aussehen mag. Füge Dich der Natur und agiere mit den Gegebenheiten, die gerade vor Ort zur Verfügung stehen. Kommst Du damit nicht zurecht oder würdest der Natur in dem Sinne eher schaden? Dann ziehe weiter und suche Dir einen besser geeigneten Platz. Diesen wirst Du mit Sicherheit finden.
Wenn Du Dir ein Feuerchen machen möchtest, achte auf die aktuellen Gegebenheiten bezüglich der geltenden Waldbrandstufe und nutze nur dafür vorgesehene Feuerstellen. Alles andere wäre fahrlässig und kann durch eine kurze Unachtsamkeit fix zu einem gefährlichen Selbstläufer werden.
Notdurft in der Natur: ob groß oder klein, halte die Umwelt rein.
Wenn sich der Darm bemerkbar macht, ist nicht mehr viel Zeit zum großartigen Überlegen. Was oben reinkam, möchte auf schnellstem Wege unten wieder heraus. Hat man keine Camping- oder TT-Toilette dabei, kann die Suche nach einem stillen Örtchen schon einmal zur Herausforderung werden.
Faustregel Nummer 1 und hier gibt es Nichts zu diskutieren: Möchtest Du in der Natur Deine Notdurft erledigen, achte darauf, dass Du Dein Klopapier oder Feuchttücher in jedem Fall wieder mitnimmst und im Müll entsorgst! Suche Dir ein abgeschiedenes Örtchen weit weg von Gewässern, Wanderwegen oder anderen Vanlife-Freunden.
Das kleine Geschäft: Nimm 2-3 Blatt mehr als üblich mit, und falte das Papier nach dem Säubern zusammen. So kannst Du ohne großartige Beschmutzung der Hände Dein Klopapier wieder mit zum Van nehmen. Hände waschen – fertig. Sollte es Dir zuwider sein, nimm am besten direkt eine kleine Mülltüte mit, um Deinen Unrat zu verstauen.
Das große Geschäft: Mach’s wie die Tiere, hebe Dir ein kleines Loch mit einem Spaten * aus und schütte die Kuhle nach der Erledigung mit Erde zu.
Solltest Du gerade medikamentös eingestellt sein, vermeide Deine Notdurft in der Natur, um die in der Umgebung lebenden Tiere nicht zu gefährden oder Gewässer zu verunreinigen.
Tierische Geschäfte: Genauso wie Deine Hinterlassenschaften haben auch die Häufchen von Deinem tierischen Begleiter nichts auf Wanderwegen oder an Straßenrändern, o. Ä. zu suchen. Sammle sie ein und entsorge das Ganze! Halte Deinen Hund an der Leine oder zumindest stets im Blick, wenn er sich gut abrufen lässt.
Um all Deine Sorgen rund um die Erledigung deiner ganz privaten Geschäfte zu umgehen, eignet sich eine Trenn-Toilette ganz hervorragend. Wir haben uns ein Selbstbauset von MeineTrenntoilette.de geholt und den Korpus allein gebaut. Es gibt einige verschiedene Modelle und Ausführungen, aber Eines haben sie alle gemeinsam: Kein Wasser, keine Chemie und einfach zu säubern (mit Essig). Sie stehen zu jeder Zeit für Deine “Schandtaten” bereit. 😀
Camper sind keine Rudeltiere.
Für uns ganz klar: Ist ein Platz bereits belegt oder einfach schon zu voll, fahren wir weiter und suchen uns ein neues schönes Fleckchen Erde. Dies gilt leider nicht für Alle und so kommt es vor, dass aus einem einfachen Stellplatz fix eine Art Campingplatz mutiert.
Bevor Du Dich zu anderen Campern gesellst, stelle Dir die Frage, wie Du es finden würdest, wenn sich weitere Fahrgenossen in Deine kleine Oase der Erholung drängen würden?! Wenn es vorkommt, dass Du gerade keinen anderen Ausweg siehst, weil es z. B. schon dunkel wird, versuche Dich zumindest so leise und achtsam wie möglich zu verhalten. Sind die anderen Camper noch aktiv, frage doch nach, ob ein Dazustellen in Ordnung geht. In der Regel gibt es eine positive Resonanz und es können auch wunderbare Gespräche entstehen.
Sei freundlich, positiv und verurteile Andere nicht
Punkt eins und zwei sind in der Regel kein Ding, aber Punkt drei – Andere nicht zu verurteilen – ist nicht immer ganz so einfach umzusetzen.
Natürlich kommt es vor, dass wir uns über zu langsame Wohnwagen aufregen, die mit 20 km/h vor uns hin tuckern – ohne genau zu Wissen was vielleicht gerade deren Problem ist. Es passiert auch hin und wieder, dass wir andere Vans oder Campingfahrzeuge begutachten und diese alles andere als ansehnlich finden. Die “Camper-Schublade” wurde ebenfalls schon von uns mit vermeintlich klischeebehafteten Menschen befüllt.
Davon versuchen wir uns aber aktiv zu befreien. Wir rufen uns ins Gedächtnis, dass wir uns vorab fragen, warum sich diese oder jene Person vielleicht gerade so verhält, ob es überhaupt Sinn macht seine Energie für solche Gespräche oder auch Ärgernisse aufzuwenden. Dass es uns egal sein kann, wie das Fahrzeug aussieht, da Geschmäcker zum Glück verschieden sind und jeder Mensch sein Vanlife- und Camping-Dasein unterschiedlich auslebt. Und wir Menschen erst kennenlernen sollten, um uns eines Besseren belehren zu lassen.
Behalte Deine Stellplätze für Dich. Entdecke selbst und teile sie nicht mit der Öffentlichkeit.
Zu Beginn unseres Van-Lebens haben wir auch auf die bekannten Apps, wie z. B. Park4Night, zurückgegriffen. Warum sich selbst die Mühe machen und einen schönen Stellplatz finden, wenn es andere doch schon getan haben?! Mittlerweile nutzen wir diese Apps nur noch im “Notfall”, wenn sich wirklich absolut nichts finden lässt.
In der Regel sind die dort markierten Stellplätze überfüllt, schmutzig oder erweisen sich als “No Camping Area”. Carsten hat mit der Zeit auch ein gutes Händchen dafür entwickelt, wunderschöne Stellplätze zu finden. Um diese einfach vor diesem “Massenandrang” zu schützen, behalten wir den Großteil der Koordinaten für uns oder geben nur eine grobe Region an. Mittels Google Maps Satelliten-Anzeige ist es jedem möglich – mit etwas Übung – passende Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. Versprochen!
Fazit
Vanlust.de hat insgesamt 10 Gebote für Camper aufgestellt, die wir in unserem Beitrag etwas zusammengefasst haben, und arbeitet fleißig an der Kampagne #CampierenMitManieren, um den Ruf der Camper wieder ins rechte Licht zu rücken, aber auch um ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Naturschutz und persönlicher Entwicklung zu schaffen. Die 10 Gebote kannst Du Dir hier herunterladen oder direkt als Sticker kaufen. Die Einnahmen wandern zu 100% in die Kampagne – Klasse!
Wie Du siehst, ist es kein großes Hexenwerk, sich angemessen, während der Reise mit dem Van oder Camper, zu verhalten. Dennoch ist es ein weiter Weg bis sich wirklich jeder zur Besinnung beruft und sein Verhalten ändert. Vor allem die Müllproblematik scheint ein schier endloses Thema zu sein – dabei ist es so einfach, seinen Unrat mitzunehmen. Vielleicht hat Dich dieser Beitrag zum Nachdenken bewogen und Du änderst in Zukunft Deine Handlungsweisen. Setze Dich nicht unter Druck, sondern versuche so gut es geht Deine Reisegewohnheit anzupassen, um so der Natur, dem Land und den Menschen Respekt zu zollen.